Die Frage nach dem SEIN ist eine der grundlegendsten Fragen der Menschheit. WER bin ich, WAS bin ich, WARUM bin ich?
Leider hat diese Frage heute immer noch den Zusatz „Warum darf ich nicht SEIN, wie ich bin?“ Die Gesellschaft erwartet ein „Outing“, um anschließend ein Urteil zu fällen.
Das Foto-Kunst-Projekt „SEIN“ macht das zum Thema und portraitiert zwölf Menschen, ganz einfach in ihrem SEIN, so wie sie sind, ohne sich erklären zu müssen.
Von jeder Person werden drei Bilder angefertigt: nur ein Kopf-Portrait allein, der Körper ohne Kopf und ein Ganzkörperbild. Die Bilder sind monochrom und jeweils in einer der Regenbogenfarben gehalten. Jede Person sucht sich für die drei Bilder eine (jeweils andere) Farbe selbst aus, die sie anspricht. In der Ausstellung werden die Werke in drei Gruppen „Kopf“, „Körper“, „Person“ zusammengefasst und so nebeneinander präsentiert, dass der Regenbogen sichtbar wird. Der Betrachter muss sich also mit der Frage „Welcher Körper gehört zu welchem Kopf“, mit der Identität der Person auseinandersetzen.
Die Bilder werden vollständig in Gelatine-Trockenplatten-Technik in mühevoller Handarbeit auf Glasplatten angefertigt. Das Verfahren entstammt der Früzeit der Fotografie und stellt die Personen „wahrhaftig“, völlig unverfälscht dar. Jedes Foto ist ein Unikat, das auf eine Glasplatte direkt in der Großformatkamera fotografiert wird. Es gibt praktisch keine Möglichkeit einer Retusche, das Foto ist einzigartig, wie die Person, die abgebildet ist. In Zeiten von Digitalfotografie und KI ist es somit die „analogste“, echteste Form der Fotografie überhaupt.
Die Technik ist in ihren Ursprüngen schwarz-weiß, was auch eine Analogie zum schwarz-weiß-Denken der Zeit um 1870, aus der sie stammt, darstellt. Bist du Mann oder Frau? Schwarz oder weiß? Bekenne, oute dich!
Ich möchte dieses schwarz-weiß-Denken aufbrechen und habe mich viele Monate lang mit der Frage auseinandergesetzt, wie die alte Fotografie „bunt“ werden kann, wie man dem Menschen als Du, als Person begegnen kann, ohne ihn in Schubladen einzuteilen.
Die Bilder einer Großformatkamera sind per se spiegelverkehrt. Auch diesen Aspekt nutze ich beim Projekt „SEIN“, um der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten und über unseren Umgang mit dem Gegenüber nachzudenken.
Bei der Portraitfotografie sprechen wir häufig von einem „weiblichen“ oder „männlichen“ Lichtsetup, um eben weibliche und männliche Züge besonders zu betonen. Auch darauf wird beim Projekt „SEIN“ bewusst verzichtet. Es wurde ein einziges „One-Light-Setup“ entwickelt, mit dem alle Personen in gleicher Weise fotografiert werden. Auch das soll unterstreichen, jeder Person auf die gleiche Weise unvoreingenommen zu begegnen. Eine Sonne, die auf alle in gleicher Weise scheint.
Haupt-Projektpartner ist das Rainbow Cities Netzwerk der LGBTIQ*-Stelle des Magistrats Linz.
Neben den Portraits wird mit allen Personen ein Interview geführt, das Fragen um ihr SEIN thematisiert. Aus den Interviews wird jeweils eine Kernaussage zu den drei Themenbereichen „Kopf“, „Körper“ und „Person“ extrahiert und als Bildunterschrift bei den Ausstellungen dargestellt.
Alle Fotos und Texte werden schließlich in einem Bildband zusammengefasst und als Buch veröffentlicht.
Möchtest DU Teil des Projekts werden und in die Farben des SEINS eintauchen?
Fülle jetzt das Bewerbungsformular aus, wir freuen uns auf DICH!
Bitte schicke 2-3 aussagekräftige Fotos von dir mit (Portrait, Ganzkörper), das Dich zeigt, so wie Du bist und Dich am wohlsten fühlst.